Chatbot – die Vorstufe von Telemedizin

Was ist Telemedizin?

Für alle, die vor allem bei kleineren Beschwerden auf den persönlichen, ärztlichen Kontakt verzichten können, gibt es jetzt schon die Möglichkeit der sogenannten Chatbots auch im Bereich.

Ein Chatbot leitet den Patienten somit gezielt zur Antwort auf eine spezifische Gesundheitsfrage. Er ist also nicht nur ein Diagnosehilfsmittel, sondern vor allem eine Maßnahme für das Nutzererlebnis auf einer medizinischen Fachseite.

Interessant: Bei Hautauffälligkeiten etwa können verschiedene Bilder von dermatologischen Erscheinungen zur Antwortauswahl stehen. Der Vergleich mit dem eigenen Hautproblem fällt dem Patienten somit besonders leicht. Nach der Diagnose wird dennoch zur Sicherheit der Gang zum Arzt empfohlen, aber gleichzeitig auch ein möglicher Behandlungsweg aufgeführt. Dem Antwortsuchenden ist also selbst überlassen, ob er sich auf die Empfehlung verlässt oder eben nicht.

Was ist Telemedizin?

Vor- und Nachteile

Der nächste Schritt zu einer ärztlichen Diagnose abseits der Praxisräume wäre die Telemedizin. Dabei handelt es sich um die individuelle ärztliche Beratung (keine automatisierte wie bei den Chatbots), die ausschließlich über Telefon, Skype, SMS oder Apps erfolgt. Der Patient erhält somit eine Beratung durch den Experten, ohne dabei das Haus verlassen zu müssen. Während die Telemedizin in anderen Ländern wie England oder der Schweiz bereits gängig ist, hinkt Deutschland diesem Health-Trend – in erster Linie aus rechtlichen Gründen – hinterher.

Allerdings nicht mehr lange: Im Mai 2018 wurde auf dem 121. Deutschen Ärztetag mehrheitlich eine Neufassung des § 7 Absatz 4 der (Muster-)Berufsordnung für die in Deutschland tätigen Ärztinnen und Ärzte bestimmt. Denn momentan ist den Medizinern eine Ferndiagnose nur gestattet, wenn er den Patienten kennt und vorher bereits untersucht hat.

Bis diese Regelung in die rechtsverbindlichen Berufsordnungen der Landesärztekammern übernommen wird, kann noch etwas Zeit vergehen. Die Grundlage für die ausschließliche Fernbehandlung von Patienten durch Telemedizin ist aber gelegt.

Vor- und Nachteile von Telemedizin

Zukunftsaussichten

Nicht nur für den Patienten bietet die Telemedizin durch die unkomplizierte und schnelle Art, einen Arzt zu konsultieren, zahlreiche Vorteile. Auch viele Experten sehen die Digitalisierung des Arztbesuches positiv. Vorteile von Telemedizin:

  • zeitsparend (auch für Ärzte)
  • kostengünstig
  • ortsunabhängig
  • geringe technische Voraussetzungen (Handy oder Laptop mit Kamera, Internetverbindung)

Die Ortsunabhängigkeit dürfte insbesondere Patienten in ländlichen Gebieten einen großen Vorteil bieten. Selbst, wenn die Diagnose via Webcam keine Lösung für den Ärztemangel auf dem Land bietet, eine Erleichterung für die Menschen stellt die Telemedizin in dem Fall mit Sicherheit dar.

Und gibt es auch Nachteile? Bestimmt! Nicht jede Krankheit lässt sich über Telemedizin diagnostizieren – vielmehr beschränkt sie sich auf leichtere Erkrankungen wie zum Beispiel Erkältungen oder im Fall der Nachsorge. Zudem macht es eine schlechte Internetverbindung etwa möglich, dass sich Fehler in der Untersuchung über Webcam einschleichen. Die bloße Benutzung eines Chats verleitet Patienten womöglich dazu, ihre Symptome falsch zu interpretieren oder gar vorzutäuschen, um beispielsweise eine Krankschreibung zu erhalten. Aus diesem Grund muss genau darauf geachtet werden, in welchen Bereichen Telemedizin Sinn macht und in welchen nicht. Zum Blutabnehmen oder zur Tastuntersuchung kommen Patienten ohnehin nicht um einen Besuch in der Praxis herum.

Zukunftsaussichten von Telemedizin

Die Sorge der Deutschen, dass Telemedizin zu Fehldiagnosen führen könnte, lässt sich mit Sicherheit nur schwer aus der Welt schaffen. Untersuchungen, wie die der Klinik und Poliklinik für Kinderchirurgie der Universitätsmedizin Mainz, legen die Weichen, die das Vertrauen in die digitale medizinische Beratung stärken sollen. Bei der besagten Studie fand die Nachsorge der kleinen Patienten nach einer Behandlung in der Klinik entweder stationär im Krankhaus oder telemedizinisch über Videotelefonie statt. Das Ergebnis: Die Ärzte zeigten, dass eine Nachsorge über die Webcam medizinisch ebenso sicher ist.

Experten sind sich bei dieser Thematik einig: Die Digitalisierung darf hier nicht verschlafen werden. Dass die Telemedizin immer relevanter wird, verrät auch der Haushalt des Bundesgesundheitsministeriums für 2019. Demnach stehen insgesamt acht Millionen Euro für „Modellprojekte zur telemedizinischen integrierten Versorgung und Förderung von Testregionen“ bereit. Weitere 15 Millionen Euro sind für die Jahre 2020 bis 2022 eingeplant.

Inwieweit Telemedizin die deutschen Ärzte überzeugen kann, ist aktuell schwer zu sagen. Das Interesse besteht zwar, allerdings gibt es ebenso genügend Mediziner, die wenig von der Digitalisierung in der Gesundheitsbranche halten. Ein Beispiel: Rund 80 Prozent der Ärzte senden ihre Arztbriefe an niedergelassene Kollegen immer noch per Fax. Der digitale Wandel läuft also nicht überall in der gleichen Geschwindigkeit ab. Aber aufhalten lässt er sich dennoch nicht.

1Bundesärztekammer: 121. Deutscher Ärztetag ebnet den Weg für ausschließliche Fernbehandlung. URL: https://www.bundesaerztekammer.de/ueber-uns/landesaerztekammern/aktuelle-pressemitteilungen/news-detail/121-deutscher-aerztetag-ebnet-den-weg-fuer-ausschliessliche-fernbehandlung/ (18.01.2019).

2Deutsche Gesundheits Nachrichten: Telemedizin: Mainzer Studie belegt hohe Qualität. URL: https://www.deutsche-gesundheits-nachrichten.de/2019/01/03/telemedizin-mainzer-studie-belegt-hohe-qualitaet/ (18.01.2019).

3Ärzte Zeitung: Bund investiert Millionen in die Telemedizin. URL: https://www.aerztezeitung.de/politik_gesellschaft/berufspolitik/article/976464/haushalt-bund-investiert-millionen-telemedizin.html (18.01.2019).

4Ärzte Zeitung: Ärzte faxen am liebsten. URL: https://www.aerztezeitung.de/praxis_wirtschaft/w_specials/telematik/article/939914/rueckstaendig-bodenstaendig-aerzte-faxen-liebsten.html (18.01.2019).

Autor


Monika Hortig

Medizinredakteurin